Sozialismusbewältigung Teil 24

24. Teil: Verwirklichung des sozialistischen Totalitarismus durch den Nationalsozialismus 

Josef Schüßlburner

(Stand: 22.12.2022) Der Nationalsozialismus konnte sich in Deutschland ideengeschichtlich betrachtet vor allem durchsetzen, weil der traditionelle Sozialismus vor den Konsequenzen zurückschreckte, welche zur Umsetzung von Sozialismus erkennbar erforderlich gewesen wären. Der bolschewistische Umsturz in Rußland hatte der deutschen Sozialdemokratie noch rechtzeitig aufgezeigt, was Verwirklichung des Sozialismus wirklich bedeutet. Deren Schock ging dabei so weit, daß der Chefideologe Kautsky sogar mit dem Gedanken spielte, den Sozialismus überhaupt über Bord werfen zu müssen. Er schaffte dann die Kurve, indem er die russische Revolution als „bürgerlich“ einstufte. Das Zurückschrecken der Sozialdemokratie vor den Konsequenzen einer sozialistischen Politik bei Aufrechterhaltung der sozialistischen Anschauungen verschaffte jedoch konkurrierenden Sozialismen Verwirklichungschancen.      

Die vorliegende Abhandlung zeigt auf, daß sich das Herrschaftssystem des deutschen Nationalsozialismus, insbesondere seine Rechtfertigung, aus dem Begründungszusammenhang der sozialistischen Lehren ableitet und sich mitnichten durch die Tradition des sog. Obrigkeitsstaates erklärt. Diesen hat Hitler ausdrücklich abgelehnt und er war deshalb auch der Sozialdemokratie dankbar, die Monarchie abgeschafft zu haben und – in Österreich – für das gleiche Wahlrecht eingetreten zu sein. Allerdings hatte das NS-Regime gewissermaßen einen rechten Anstrich, was aber Folge der dann nach einem gescheiterten Umsturzversuch, der sozialistisch konsequenter gewesen wäre, doch erfolgtem Übergang zur „Legalitätstaktik“ zurückzuführen ist. Dies hatte derart weitgehende Auswirkungen, daß noch heute bezweifelt wird, ob der NS-Staat im Sinne der späteren Totalitätstheorie wirklich totalitär gewesen ist.

Sicherlich wies das Hitlerregime insbesondere im Vergleich mit der kommunistischen „Volksdemokratie“ eher „rechte“ Züge auf, die sich damit erklären lassen, daß die sog. Legalitätstaktik doch vom Nationalsozialismus ihren ideologischen Preis forderte: Dies zwang zu Anpassungen an etablierte Verhältnisse, Gesellschaftsstrukturen und rechtlich-kulturelle Argumentationen und Verhaltensmuster, was sogar dazu führt, daß durchaus plausibel – zumindest bei der Meßlatte „Volksdemokratie“ – die Bewertung vorgenommen werden kann, das sog. Dritte Reich wäre „kein eigentlich totalitärer Staat“ gewesen. Dies kommt noch im amtlich veranlaßten Untersuchungen der Bundesregierung etwa zur Rolle des Auswärtigen Amtes (AA) im Dritten Reich zum Ausdruck,  die befremdlicher Weise unterstellen (müssen), das AA wäre kein Organ des NS-Staates gewesen, so daß ihm Kollaboration mit diesem vorgeworfen werden kann. Dieser Vorwurf ergibt nur aufgrund der stillschweigend vorausgesetzten Prämisse einen Sinn, daß das Deutsche Reich unter der NS-Regierung eben doch kein wirklicher / vollständiger NS-Staat war; denn niemand würde die Frage aufwerfen, ob etwa das Außenministerium der DDR dem Kommunismus verpflichtet war. Das Deutsche Reich war, wie man daraus erschließen kann, nicht in dem Sinne ein NS-Staat wie die DDR ein sozialistischer Staat war, bei dem sich die Frage der „Kollaboration“ von vornherein nicht stellt, weil man mit sich selbst ja nicht kollaboriert.

Hitler selbst fühlte sich dementsprechend als Opfer seiner eigenen Legalitätstaktik, die dazu geführt hatte, daß er sich gegen die Röhm-Revolutionäre stellen mußte, die eigentlich seiner politischen Konzeption entsprachen, statt wie es sozialistisch konsequent gewesen wäre, „hunderte von Generälen zu erschießen“ wie es Stalin gemacht hatte, der eben doch der konsequentere Sozialist gewesen war. Dessen Entschlossenheit habe er, Hitler, selbst nicht aufbringen können, worauf er sein Scheitern zurückführte: Er hat – bundesdeutsch gesprochen – den „Kampf gegen rechts“ vernachlässigt. Trotz dieser durchaus erklärbaren, im Sinne des NS-Selbstverständnisses ideologisch eher ungewollten „rechten“ Züge sollte jedoch nicht verkannt werden, in welcher Tradition das Hitlersche Herrschaftssystem nun wirklich  steht: „Mit dem Lassalles Demokratiebegriff zeichnen sich die Möglichkeiten ab, an denen die Demokratie im 20. Jahrhundert scheiterte. Der Nationalsozialismus benutzte die Demokratie der Weimarer Republik zu eben den gleichen Zwecken, wie sie Lassalle seiner Demokratievorstellung unterschob. Es mag als Ironie der Geschichte erscheinen oder als List der Vernunft, daß der Lassallesche Demokratiebegriff in der deutschen Sozialdemokratie als Hinwendung zum Staat interpretiert wurde, daß die Sozialdemokratie auf Grund eben dieser Haltung die totalitäre Tendenz des ursprünglichen Lassalleschen Begriffs (in der nationalsozialistischen Ideologie) bekämpfte“ (Nachweis im Text).

Hinweis
Bei dem anschließend veröffentlichten Text handelt es sich um etwa die zweite Hälfte des 3. Kapitels mit der Überschrift (National-)Sozialismus als totalitäre Demokratie des Werkes des Verfassers:

Josef Schüßlburner, Roter, Brauner und Grüner Sozialismus. Bewältigung ideologischer Übergänge von SPD bis NSDAP und darüber hinaus, 2008 Lichtschlag Medien und Werbung KG

Gegenüber der Buchausgabe ist der Text dahingehend modifiziert, daß er als selbständiges Dokument gelesen werden kann; es ist teilweise nach der Buchveröffentlichung erschienene neue Literatur berücksichtigt und außerdem findet insbesondere durch „Verlinkungen“ eine Einpassung in die vorliegende Serie zur Sozialismus-Bewältigung statt; auch Verlinkungen insbesondere zu Wikipedia für Leser, die sich mit der Materie intensiver beschäftigen wollen, werden – dem Internetzeitalter geschuldet – vorgenommen. Und dies trotz der Problematik, daß gerade die Bereiche, um die es vorliegend geht, insbesondere in der deutschen Ausgabe von Wikipedia häufig eine sehr einseitig linke Sichtweise verbreiten (neutraler ist da in der Regel die englischsprachige Fassung, sofern eine solche zu bestimmten Themenkomplexen überhaupt vorliegt). 

Die Redaktion von www.links-enttarnt.de dankt dem Lichtschlag-Buchverlag für seine Zustimmung zur online-Stellung auf dieser Internetseite. Das Buch ist im März 2015 in unveränderter 3. Auflage wiedererschienen und nunmehr auch in einer Kindle-Edition für 6,99 Euro erhältlich.

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Verlagsangaben
Hat der Nationalsozialismus sozialdemokratische Wurzeln? Alle Kernelemente, die dem NS zum Vorwurf gemacht werden müssen, finden sich im klassischen Sozialismus ideologisch vorgezeichnet. Trotz erbitterter Auseinandersetzung zwischen den Sozialismen stellen sich die Übergänge als fließend dar. Der Autor fordert eine umfassende Sozialismus-Bewältigung, die nicht auf den Nationalsozialismus beschränkt werden kann. Nur dann erscheint es möglich, die Wiederkehr „faschistischer“ Tendenzen zu verhindern, die in der BRD vor allem als „Antifaschismus“ auftreten und sich in der Verehrung für die Nationalsozialisten Mao Tse-tung und Pol Pot bei der 68er-Generation manifestiert haben. Diese will nunmehr im Sinne der Wiederkehr des nachhaltig Verdrängten das Vermächtnis von Adolf Hitler umsetzen, den „Schlag gegen rechts“ zu führen.

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