Teil 19: Christliche Grundlagen des Kommunismus
Josef Schüßlburner
(Stand: 8.05.2025) Der von der CDU / CSU unter Fritz Merz geplante Übergang zu einer Staatsverschuldungswirtschaft, in deren Zentrum die Kriegsfinanzierung steht, beantwortet eindeutig die im 18. Teil der vorliegenden Serie zur Sozialismusbewältigung gestellte Frage, ob eine „Rückkehr des Sozialismus durch die Christdemokratie“ zu befürchten sei:
Eine sozialistische Wirtschaft gründet zumindest konzeptionell, wenn nicht häufig real auf einer Kriegswirtschaft wie auch das New Deal des demokratischen Faschisten (New Deal als „Fabian Fascism“) US-Präsident Roosevelt belegt, siehe hier!
Mit der Rückkehr zum christlichen Sozialismus, welcher wie sogar schon beim Ahlener Programm zur Wahrung eines Mitte-Images nicht als solcher angesprochen wird, ist auch nicht zu erwarten, daß sich die Christdemokratie effektiv gegen die illegale Masseneinwanderung zur Wehr setzen wird; der dabei gemachte Vorbehalt „Europa“ („europäische Partner“ und dergleichen) bedeutet, daß sich insoweit nichts ändern wird und dies auch weil die Kirchen, denen die Christdemokratie ideologisch verbunden ist, bei Bekämpfung der Oppositionspartei AfD, welche den Gang in den Sozialismus noch bremsen könnte, die Masseneinwanderung wünschen; diese illegale Masseneinwanderung könnte ja den Glaubensabfall der Einheimischen kompensieren, auch wenn man dabei die Masseneinwanderung von Muslimen in Kauf nimmt, weil man ja aus Gründen der christlichen Nächstenliebe (die aber bestimmte Deutsche nicht mehr einzuschließen scheint) auf Menschen an sich ausgerichtet sein muß, siehe hier!
Die auch mit dem christlichen Sozialismus verbundenen erheblichen zusätzlichen Kosten für den deutschen Steuerzahler werden dazu beitragen, daß der Übergang zu einer finanziellen Repression, die den Sozialismus auch der weniger weitgehenden Art immer gekennzeichnet hat, nahezu unvermeidbar wird: s. dazu den Aufsatz von Wolfgang Prabel!
Dabei wird sich der ideologiepolitische Einsatz des sog. „Verfassungsschutzes“, des zentralen Instruments des Demokratie-Sonderwegs BRD, erheblich verschärfen: Es muß ja dem antisozialistischen „Grundrechtsterror“ (GG-Kommentar!) der Deutschen entgegengetreten werden, der sich zunehmend in unerwünschten Wahlausgängen zum Ausdruck bringt. „Demokratie“ ist nämlich dann wichtiger als demokratische Wahlausgänge: Das „christlich“ bei CDU als Demokratieeinschränkung mit illiberalen Ingredienzien (Parteiverbot gegen Opposition), siehe hier, scheint diese besondere Demokratiekonstruktion möglich zu machen.
Dies wirft dann die grundlegende Frage des Verhältnisses zwischen Sozialismus, wenn nicht Kommunismus, mit dem Christentum auf. Ist dieses Verhältnis als positiv anzusehen, wird dies den Gang in den Sozialismus durch die bundesdeutsche Christdemokratie absichern.
Die grundlegende Frage nach dem Verhältnis von Sozialismus / Kommunismus und Christentum wird daher im nachfolgend online gestellten Beitrag eingehend erörtert.
In seiner einschlägigen Darlegung über den Sozialismus als „Todestrieb der Geschichte“ muß Schafarewitsch, der den Sozialismus letztlich deshalb ablehnt, weil er im Gegensatz zu den Werten des Christentums stünde, doch einräumen, daß die Beziehungen zwischen Kommunismus / Sozialismus und Christentum doch ziemlich eng sind. Hinzuweisen ist dabei vor allem auf das Kloster, das als die wahre christliche Lebensform gilt und dabei gekennzeichnet ist durch die Abschaffung des Privateigentums und der Familie. Auf dieser Grundlage ist das wohl erste kommunistische Regime errichtet worden, das auch als solches angesehen wurde, nämlich der sog. Jesuitenstaat in Paraguay. Dies ist deshalb hervorzuheben, weil dieses sozialistische Regime im christlich-orthodoxen (katholischen) Rahmen verwirklicht wurde, während der explizite Sozialismus, der noch nicht so benannt worden ist, aber von den neuzeitlichen Sozialisten, wie vom SPD-Chefideologen Kautsky, als Vorläufer anerkannt wurde, primär von einer häretischen Tradition des Christentums vertreten wurde.
Allerdings gab es dabei Übergänge von Orthodoxie und Ketzerchristentum, vertreten etwa durch den „Sonnenstaat“ von Campanella, aber auch von der „Utopia“ von Thomas Morus, immerhin einem Heiligen der Katholischen Kirche. Zudem sind prominent noch drei französische Prêtres der katholischen Kirche des 18. Jahrhunderts zu nennen, die im Vorfeld der Französischen Revolution maßgeblich sozialistischen Theorien vorgearbeitet haben.
Aus dieser Sicht erscheint dann eher erklärungsbedürftig, wieso Sozialismus / Kommunismus in ihrer expliziten Ausrichtung seit dem 19. Jahrhundert mit dem Christentum in einen Gegensatz gerieten, der den „christlichen Sozialismus“ (ein Begriff älter als der marxistische Sozialismus), welcher das „Ahlener Programm“ der CDU-Gründungsphase geprägt hatte, marginalisieren sollte und die Christdemokratie mit Kanzler Adenauer und seiner erfolgreichen Rechtskoalition bis zu der Kohl-CDU mit Parolen wie „Freiheit statt Sozialismus“ in einen Gegensatz zum Sozialismus gebracht hat. Die Erklärung dafür kann in der Auffassung des (sozialistischen) Ketzerchristentums darin gefunden werden, daß sich „die wahren Christen“, als die sich die sog. Ketzer sahen, dadurch auszeichneten, daß sie sich „Papst Sylvester nicht unterworfen und das Geschenk des Kaisers Konstantin zurückgewiesen hatten.“
Mit Kaiser Konstantin ist in der Tat das völlig Unwahrscheinliche in Erscheinung getreten, nämlich ein christliches Kaisertum. Diese Verknüpfung des eigentlich untrennbar mit dem antiken Heidentum verwobenen Kaisertums mit dem Christentum hat das geschaffen, was man lange als „Christentum“, „christliches Abendland“ und dergl. verstanden hat, also der „römisch“ genannte Katholizismus mit einem mit monarchischen Befugnissen ausgestatteten und auch bis zu Papst Paul VI. mit einer Dreifachkrone gekrönten Papst als Monarch der Monarchen. Dies hat das christliche Gleichheitsversprechen notwendiger Weise auf eine moralisch-religiöse oder nur transzendente Ebene abgeschwächt, so daß in der tatsächlichen Ausübung des Christentums eine hierarchisch gegliederte Gesellschafts- und Machtordnung etabliert werden konnte, bei der Familie und (zunächst feudalistisch verstandenes) Privateigentum eine zentrale Rolle zuwachsen sollten, weil sie letztlich die (vorstaatlichen) Machtbeziehungen zum Ausdruck brachten. Einige zentrale Kirchen mit ihren Gruften für Fürsten, die von „Gottes Gnaden“ die politische Herrschaft ausübten, stellen so etwas wie einen herrschaftlichen Ahnenkult dar, der bei anderen religiös begründeten Herrschaftsordnungen wie etwa im konfuzianischen China noch eindeutiger hervorgetreten ist.
Effektive Opposition gegen diese letztlich gegen das christliche Gleichheitsversprechen gerichteten Herrschaftsordnung mußte daher beim Gottesgnadentum ansetzen, das am überzeugendsten dadurch in Frage gestellt erscheint, daß die Existenz eines Gottes, der diese behauptete Herrschaft verliehen hätte, bestritten wird. Weitestgehend war bei dieser Konstellation die durch Familie und Eigentum vermittelte Macht, also durch Sozialismus, in Frage zu stellen, was dann insgesamt den Sozialismus in einen Gegensatz zum (römischen) Christentum brachte, wobei das unterschwellig immer vorhandene und fortwirkende Erbe des Ketzerchristentum mit seinen gnostischen Bezügen den Weg zu einem speziellen Atheismus auftun konnte, den man zumindest hinsichtlich des Marxismus eher als Pseudoatheismus einstufen muß. Dies deshalb, weil etwa die marxistische Geschichtskonstruktion als Immanentisierung der christlichen Geschichtskonstruktion erscheint, wofür das Nachwirken der antiken Gnosis die Transformationsformeln liefert. Wobei die Transformation auch in die andere Richtung gehen könnte, etwa indem aus Sozialismus wieder Christentum wird (was postkommunistische Vorgänge in Rußland zumindest teilweise erklären dürfte).
Dieser Transformation von Christentum in Sozialismus (und vielleicht auch umgekehrt) steht vor allem das vom Ketzerchristentum zurückgewiesene konstantinische Erbe entgegen, das vor allem mit der absoluten Monarchie des Papsttums und den restlichen Monarchien Europas repräsentiert wird. Das Papsttum ist dabei selbst als Bezugspunkt für die etablierten Protestantismen notwendig, weil diese Kirchen eine kohärente Lehre nur als Abgrenzung hierzu definieren können, so wie etwa der Calvinismus die gegen sozialistische Gleichheitskonzeptionen gerichteten Hierarchien in Form von Leistungshierarchien als Konkurrenzvorstellung zur lange Zeit vom Katholizismus ausgedrückten aristokratischen Hierarchien definiert hat. Würde dieser Bezugspunkt, nämlich das Papsttum und die damit begründete hierarchische Organisation des (katholischen) Christentums, also das spezifisch römische Erbe, entfallen, würde der „protestantische Kapitalismus“ seinen Bezugspunkt verlieren und das sozialistische Gleichheitsverlangen könnte sich aufgrund des christlichen Kontextes mit demokratischen Gleichheitsslogans ungehindert umsetzen.
Als Beleg für diese Vermutung kann angeführt werden, daß es in China ohne die christliche Gleichheitsidee wohl keinen expliziten Kommunismus geben würde. China kannte zwar zahlreiche Volksaufstände mit chiliastischem Charakter, die durchaus eine Ähnlichkeit mit dem europäischen Sektenchristentum auswiesen, was vielleicht auch auf eine maßgebliche Inspiration durch den gnostischen Manichäismus (der sich ja als Christentum verstand) zurückzuführen ist, welcher sich bis nach China ausgebreitet hatte. Aber ein dezidierter Kommunismus hatte zur Voraussetzung, daß im Taiping-Aufstand explizit das christliche Gleichheitsversprechen als grundlegend aufgegriffen wurde, welches spontan – ohne sich dessen bewußt zu sein – im Verständnis des mittelalterlichen Ketzerchristentum Europas begriffen wurde. Dies gibt wohl doch einen entscheidenden Hinweis, wie das christliche Gleichheitsversprechen spontan zu verstehen ist, nämlich als Sozialismus. Sofern dies nicht komplizierte Theologien relativieren, die dann – bezogen auf China – eher eine Christianisierung des Konfuzianismus versuchten, was im sog. Ritenstreit jedoch vom Papsttum dann verboten wurde.
Für die banalere Frage nach der Entwicklung der Christdemokratie läßt sich daraus ableiten, daß sie künftig den Sozialismus eher begünstigen als bekämpfen wird. Eine Parole wie „Freiheit oder Sozialismus“ könnten CDU / CSU schon jetzt nicht mehr durchziehen, weil sich dies schon angesichts der europäischen Währungskollektivierung ersichtlich gegen sie selbst richten würde. Ihre Europaideologie steht für die Christdemokratie einer antisozialistischen Politik entgegen. Mentalitätsmäßig hängt dies mit dem Rückgang der Macht des monarchischen Papsttums und der dabei zum Ausdruck gebrachten Hierarchien und Ungleichheiten, was das Christentum an das römische Erbe bindet, wesentlich zusammen, weil dies dazu geführt hatte, das christliche Gleichheitsversprechen nur moralisch und transzendent zu verstehen. Nunmehr wird dieses Gleichheitsversprechen wieder dem Ketzerchristentum entsprechend direkt politisiert, weshalb es dann auch auf der politischen Ebene keine Ausländer mehr geben kann, sondern nur jederzeit einreiseberechtigte und selbstverständlich nicht mehr effektiv ausreisepflichtige Menschen mit Menschenwürde. Zuletzt hat dies der Münchner Kardinalsmarxismus mit Anti-AfD-Parolen mehr als deutlich gemacht.
Die Christdemokratie ist sogar als gefährlicher einzustufen als die expliziten Sozialisten von SPD und SED mit Plattform, weil sie den Sozialismus etwa durch eine planwirtschaftliche Klimarettungspolitik und der Duldung illegaler Masseneinwanderung als Erscheinungsform des politisch verstandenen christlichen Gleichheitsversprechen und Universalismus einfach umsetzen wird, ohne dies explizit als Sozialismus zu verkünden (wie dies schon durch das Ahlener Programm vorgezeichnet ist). Die Abwehr des Sozialismus gebietet daher die Ersetzung der Christdemokratie durch eine bürgerliche Partei, die dazu beiträgt, daß wie im vorbildlichen Italien die Christdemokratie als solche aus den Parlamenten verschwindet. Die Christdemokratie kann sich dann noch durch Antisozialismus zu retten suchen, was ihr natürlich freisteht – nur läßt die generelle weltgeschichtliche Entwicklung daran zweifeln, daß der Christdemokratie noch eine Rechtswende gelingen könnte wie dies seinerzeit Adenauer als Kanzler und Parteivorsitzender durchsetzen konnte.
Hinweis
Der hier online gestellte Beitrag hat für den Verfasser auch eine starke persönliche Bewandtnis. Was in diesem Beitrag mit negativer Tendenz kritisiert wird, war in seinen jungen Jahren ein wesentliches Motiv, aktives Parteimitglied der SPD zu werden, siehe Beleg hier/ (1972). Da für den Verfasser seinerzeit zumindest gefühlsmäßig das Christentum schon so etwas wie einen Kommunismus nahelegt hat, der halt human sein müßte, was dabei von der SPD eher zu erwarten war als von den expliziten Kommunisten. Den Katholizismus sah er dabei zunehmend als eine konstantinische, machtpolitische Verfälschung des wahren Christentums zunächst zugunsten des Monarchismus und dann als Parteichristentum nach CSU-Art.
Dies wird im Rahmen der Darstellung der politischen Aktivitäten behandelt in der im Februar 2025 erschienen politischen Biografie des Verfassers:
Als Rechtsabweichler im Ministerium. Befragung zu besonderen Demokratieerlebnissen
Josef Schüßlburner und Bernd Kallina
Mit einem Vorwort von Bundesminister a.D. Prof. Dr. Rainer Ortleb
Klappenbroschur DIN A5
496 Seiten, 24,80 Euro
ISBN 978-3-87336-851-4
Veröffentlicht am 10.02.2025 beim Gerhard Hess Verlag